Pflegt heutzutage noch jemand Fotoalben? Von mir kann ich das nicht behaupten und ich kenne auch keinen Millenial, der das wirklich machen würde. Mit Fotoalben sind auch so richtig analoge Bücher gemeint, nicht die Ordner, die wir auf Facebook stellen.
Dabei wäre es doch so schön leicht und auch schneller als früher. Bestes Beispiel ist meine Stiefmutter, die mit Hilfe von Apples Photosuite alles layoutet und dann direkt drucken lässt. Wenn ich sie dann besuche, blättere ich gerne durch die Alben, deren Inhalt zu 50% aus meinen Fotos besteht, und werde ein bisschen nostalgisch. Das machen Fotos mit uns, gerade wenn sie mit einem kleinen Spruch versehen sind.
Aber auch andere Sinneseindrücke können Nostalgie in uns auslösen. Seien es Gerüche oder Geschmäcker, so oft reden wir ja von Mutters Küche, die es uns wieder warm ums Herz werden lässt. Und was ist mit Geräuschen? Es gibt so viele Songs die man mit besonderen Erlebnissen verbindet. Doch wir nehmen ja noch mehr wahr als einfach nur Musik.
Im Urlaub ist es vielleicht das Rauschen des Meeres und die Möwen im Wind, vielleicht aber auch der Regen auf nassem Asphalt, im Hintergrund das Geräusch eines geschäftigen Cafes.
Diese Audio-Erinnerungen will ein gemeinsames Projekt von Fujitsu und Yamaha ermöglichen. Einfach nur Sound Innovation genannt, handelt es sich dabei um ein paar kabellose Ohrstöpsel, die mit GPS Verbindung ausgestattet Umgebungsgeräusche konstant aufnehmen und in die Cloud schieben.

Mit diesen aufgenommenen Audiodaten soll es möglich sein, den Ort noch Jahre später zu besuchen und genau das hören zu können, was man damals gehört hat. Dabei versucht das Projekt natürlich die angenehmeren Geräusche in den Vordergrund zu stellen. Ein Gespräch, einen Straßenkünstler, aber sicher nicht die Trucks, die gerade vorbei gefahren sind.
Noch befindet sich die Idee und technische Entwicklung in einer frühen Phase. Und das ist auch gut so, denn man muss sich noch diversen Diskussionen rund um das Produkt stellen: Wann nehmen die Ohrstöpsel wirklich auf? Kann ich sie ausstellen? Werden die Audiodateien allen Nutzern zugänglich gemacht, oder sind sie nur für mich, ganz privat?
Gerade der letzte Punkt wird viele Für- und Gegenargumente auf sich vereinen. Wie oft besucht man schon fremde Destinationen in seinem Leben, dass man tatsächlich die alten Aufnahmen nutzen kann? Aber wäre es nicht beeindruckend, wenn das Projekt uns auch solche Erlebnisse ermöglichen würde wie Kennedys Rede zu hören, wenn wir vor dem Schöneberger Rathaus stehen? Die Zukunft des Projektes muss es zeigen.
Learning: Projekte wie Sound Innovation beweisen, dass Nostalgie mit seinen Emotionen auch in Zeiten der durchdringenden Digitalisierung ein ganz wichtiger Faktor im Leben der Menschen ist. Und neue Gadget Entwicklungen helfen uns nicht nur auf riesigen Sprüngen in die Zukunft, sie können auch dazu dienen unsere Vergangenheit besser zu verwahren und in die kommenden Generationen zu tragen. Emotionale Erlebnisse sind immer noch die stärksten Treiber.
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