Die Suche nach dem heiligen Gral, Mythengestalten wie Vampire, wir Menschen sind schon ziemlich von der Unsterblichkeit fasziniert. Warum auch nicht, ist der Tod doch das einzige große Mysterium in Zeiten der Aufklärung geblieben. Dass wir von der körperlichen Unsterblichkeit noch ein bisschen entfernt sind, dürfte niemand anzweifeln wollen. Die digitale Unsterblichkeit scheint da vielversprechender zu sein, was uns erst diese Woche durch einen beeindruckenden Wired Artikel wieder klar geworden ist.
Für alle die keine Zeit haben den Artikel zu lesen, hier die Zusammenfassung: Der Vater des Autors wird mit Krebs im Endstadium diagnostiziert. Unter Schock entscheidet sich der Autor, die Lebensgeschichte seines Vaters und seine Gedanken zu allem möglichen aufzunehmen (ganz klassisch per Diktiergerät). In der gleichen Zeit ist aber auch ein Interesse für künstliche Intelligenz in ihm geweckt worden und so beginnt er zaghaft und unter konstanten moralischen Bedenken, einen Chatbot aus all den Aussagen zu bauen, die er von seinem Vater aufgenommen hat: Dadbot.

Über die Zeit wird der Bot zwar ausgereifter und kann auf verschiedenste Fragen reagieren, aber auch zum Ende des Artikels und damit dem Stand heute, ist es so, dass keine Intelligenz in ihm steckt. Man kann ihn also nicht befragen, wie er zur aktuellen Politik oder dem Sportgeschehen steht. Aber wenn Familienangehörige oder Freunde etwas über alte Zeiten hören wollen, dann kann der Bot aus der Schulzeit erzählen, immer wieder auch durchsetzt mit wirklichen Audioaufnahmen, die der Autor von seinem Vater während ihrer Interviews machte.

Ist dieser Weg, den der Autor da beschritten hat, vielleicht etwas, was wir alle in Zukunft in Anspruch nehmen werden? Wird es eine Industrie an Botschreibern geben, denen wir alle Erinnerungen an Verstorbene in die Hand drücken und die dann daraus digitale Gefährten bauen, die uns und unseren Kindern mit Geschichten zur Seite stehen? Wird es vielleicht in Zukunft neben dem Testament dazu gehören, dass man schon zu Lebzeiten immer wieder mit seinem persönlichen Chronisten zusammen sitzt und ihn mit neuen Informationen versorgt, was die eigene Lebensgeschichte und Vorlieben angeht?
Das mag sich jetzt gerade nach ziemlicher Zukunftsmusik anhören, aber tatsächlich ist diese Möglichkeit bereits Realität was die technischen Voraussetzungen angeht. Es wird nur noch nicht praktiziert.

Futuristisch wird es, wenn wir darüber nachdenken, dass aus all den Informationen die in diesen Programmen eingepflegt werden, durch künstliche Intelligenz eigene Persönlichkeiten entstehen. Und da kommen wir dann an den Punkt, an dem wir uns den moralischen Fragen stellen müssen, die mit dieser Schöpfung einher gehen.
Bots, das sind nur Sammlungen an Informationen, die zum richtigen Stichpunkt eine automatisierte Antwort liefern. Es ist als würde man Filmaufnahmen, Fotoalben und Geschichten zusammenführen und sie ständig auf seinem Smartphone dabei haben.

Learning: Vor Jahren gab es mal die ersten Diskussionen, was mit den Social Media Profilen von Menschen geschehen soll, die sterben. Verwandte können mittlerweile diese Profile löschen lassen, aber vielleicht wollen wir das in Zukunft ja gar nicht. Vielleicht ist es tröstlicher das Smart Device anzumachen und sich noch einmal Erinnerungen hin zu geben.
Emotionen sind ein derart starker Antrieb für Menschen, auch was Konsum angeht, dass wir in der Digitalen Unsterblichkeit vor allem auch einen Markt sehen, der noch kaum besetzt ist und erst in den nächsten Jahren seine Entstehung sehen wird.

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