Kino braucht Konzepte um sich gegen Streaming durchzusetzen! Das ist so eine Aussage, die sich durch Foren und Kommentarspalten zieht, sobald es um die Zukunft der Filme auf großer Leinwand geht. Und es stimmt ja auch, gerade wenn man noch einmal Revue passieren lässt, dass die ersten großen Studios überlegen ihre Filme schon kurz nach Kinostart als Streams verfügbar zu machen.
Was wird dann aus den ganzen Megaplexen, wenn man auch gemütlich beim Buffet zu Hause die letzten Blockbuster mit Freunden schauen kann?
CtrlMovie könnte die Antwort auf diese Frage sein. Hinter dem Namen verbirgt sich eine patentierte Technik, die Interaktivität in das bisher lineare Kinoformat bringt.
Erinnert sich noch jemand an die Bücher, bei denen man nach ein paar Absätzen eine Entscheidung treffen musste und die Story dann auf einer ganz anderen Seite weiter ging? Genau das ist, was CtrlMovie verspricht. Endlich erfüllt es einen Sinn, dass das Smartphone während der Filmvorstellung an ist, denn Zuschauer können über den kleinen Bildschirm abstimmen, wie sich der Protagonist verhalten soll.
Möglich macht das eine App, die mit der Filmvorstellung synchronisiert wird. In jedem Moment kann es dazu kommen, dass die Zuschauer über den nächsten Schritt abstimmen müssen, den der Protagonist machen soll. Dabei entscheidet das Mehrheitsvotum und so kann es gut sein, dass man bei mehrmaligem Besuch nie den gleichen Film zu Gesicht bekommt. Und wer jetzt denkt, dass das ziemlich behäbig sein kann: Wird gar keine Entscheidung getroffen, gilt das auch als Entscheidung, der Film läuft ohne Pause weiter.
Late Shift ist der erste Film, der mit dieser Technologie produziert wurde und feierte letztes Jahr in ausgewählten Kinos Premiere. Mittlerweile gibt es ihn auch schon im itunes Store, sowie auf Xbox und Playstation. Und am 28. Juni wird er im altehrwürdigen Savoy in Hamburg gezeigt.
Interaktivität ist in diversen eigentlich linearen Medien auf dem Vormarsch.
Das Portal Twitch, das Zuschauern erlaubt Streamern beim Videospielen zuzuschauen, hat in Zusammenarbeit mit einigen Programmierstudios die Möglichkeit eingeführt, dass besagte Zuschauer mit einfachen Chatbefehlen das Geschehen im Spiel beeinflussen können. Die Immersion und das Gefühl, so in direkten Kontakt mit Streamer und anderen Zuschauern zu treten ist ein mächtiges Instrument der Zuschauerbindung.
Auch Youtube erlaubt es in Liveübertragungen die Möglichkeit einzubauen, dass Zuschauer per Chatbefehl an Umfragen und Abstimmungen teilnehmen können. Die räumliche Trennung durch die bloße Verbindung per Internet wird durch solche Möglichkeiten aufgelockert und mit emotionaler Nähe kompensiert.
Learning: Bisher saßen im Kino immer viele Menschen für sich und starrten auf die neuesten Filme, Unterhaltungen und andere Interaktionen wurden mit bösen Blicken abgestraft. Doch die technische und gesellschaftliche Entwicklung nimmt dem Kino die Vormachtstellung was frühen Filmgenuss angeht. So muss sich das etablierte Format neu erfinden mit dem was es hat. Den Film zu einem wahrlich gemeinschaftlichen Erlebnis zu machen, scheint da genau der richtige Schritt zu sein. Wieviel Spaß das machen kann, weiß jeder, der mal bei einer Sneak Preview oder einer Vorführung eines Kultklassikers war.
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