Der Konsum großer Güter wird immer kritischer beäugt. Doch so schnell können die materialistisch geprägten Gesellschaften das Kaufen auch nicht sein lassen. Zwischen Sustainability, Right to repair und Individualisierung, sehen wir Special Interest Nischen hochkommen, die den kleinen, sehr individuellen Konsum bedienen sollen.

Megatrend: Individualisierung

Haben Sie schonmal den Namen Zambumon gehört? Wahrscheinlich nicht. Mit seinen knapp 7.000 Abonnenten auf Instagram, fällt der Designer, der sich hinter dem Namen verbirgt, noch nicht einmal unter die magische Grenze von 10.000, die viele Agenturen für Micro-Influencer aufrufen. Doch der Spanier ist einer der heiß begehrtesten Keycap-Designer auf der Social Media Plattform. Keycaps ist das englische Wort für die Tasten auf der Tastatur, die man am PC benutzt.
Und für diese Nische gibt es Designer. Designer, die nicht ganze Tastaturen designen, sondern allein die Tasten, auf die die Finger schlagen und die sich bei den meisten Tastaturen mit ein wenig Druck von unten lösen lassen.

Willkommen in der Welt von Mikro-Individualisierungen. Individualisierung als Megatrend existiert schon lange. Er ist im Herzen der westlichen Gesellschaften verankert und dank der Globalisierung mittlerweile weltweit verbreitet. Nicht nur die Freiheit der Wahl fällt darunter, sondern auch der Drang nach einer einzigartigen Identifikation, der Wille sich von der Masse abzuheben.

Doch diesen Drang in einer Zeit zu befriedigen, in der die meisten Marken ihr Sortiment global verkaufen, während gleichzeitig eine Bewegung den Überkonsum verteufelt, gestaltet sich immer schwieriger. Es reicht nicht mehr aus das neue iPhone zu haben, was früher einmal beeindruckt hat, sorgt heute nur noch für müdes gähnen.

Gleichzeitig war es historisch gesehen noch nie so einfach Ideen zu verwirklichen wie heute. Chinesische Firmen warten nur auf Aufträge aus dem Ausland, um Prototypen oder kleine Chargen zu fertigen, während E-Commerce dafür gesorgt hat, dass sich jeder selbstständig machen kann, ohne davon abgehalten zu werden, dass er die Rohmaterialien nicht beziehen kann. Und in diesem Umfeld sehen wir in erster Linie neue Nischenmärkte entstehen.

Märkte, die davon profitieren, dass die Basis niemanden mehr beeindruckt. Man mag sich zwar eine Tastatur für 200 € gekauft haben, doch die Tasten entfernt man schnell wieder, um sie durch ganz spezielle zu ersetzen. Mikro-Individualisierung findet vor allem im technischen Bereich statt. Im Bereich Fotografie ist ein riesiger Markt entstanden, der Schultergurte aus allen möglichen Materialien anbietet. Aber auch Aufsteckknöpfe zum Auslösen aus exotischen Hölzern gibt es, oder selbstgemachte Tücher, in die man die Kamera einschlagen kann. Betrachtet man diese Kategorien, deklinieren sich die Individualisierungsoptionen mittlerweile so weit herab, dass man oft schon gar nicht mehr von B2C spricht, sondern von C2C.

Der Wille zur Individualisierung, gepaart mit den Möglichkeiten des Internets, verbindet den geneigten Käufer mit einer anderen Privatperson irgendwo auf der Welt, die in ihrer Garage genau das herstellt, was der Käufer vermeintlich braucht, um sein perfektes Basisprodukt zu vervollständigen.

Zusammenfassung: Die großen Anschaffungen sind getätigt, damit kann man kaum noch beeindrucken. Deswegen wird individueller Konsum immer kleinteiliger und spezieller, bedient immer nischigere Interessen. Und lässt dabei auch die Retailer hinter sich, die so ein riesiges Portfolio gar nicht führen können. Selbst Amazon stößt hier an seine Grenzen. Hier gewinnen die Plattformen, die es Privatpersonen ermöglichen ihre ganz speziellen Designs der Welt zu präsentieren. Plattformen wie Etsy und Drop, wo eine High-Involvement Community auf limitierte Produkte von kleinen Geschäften oder Privatpersonen trifft.

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