Seit der zweiten Oktoberwoche sind die Kernergebnisse der neuen ARD/ZDF-Onlinestudie verfügbar.
Die durchschnittliche tägliche Internetnutzungsdauer beläuft sich mittlerweile auf knapp zweieinhalb Stunden. Wenig überraschend, tragen die Digital Natives (14-29-Jährige) mit durchschnittlich viereinhalb Stunden äußerst positiv zu diesem Ergebnis bei, während die 50-69-Jährigen immer noch eineinhalb Stunden online verbringen.
Nutzerzahlen von Video im Internet schwanken
Trotz der anhaltenden Steigerung der Internetnutzung, stagniert laut der Studie der Bewegtbild-Konsum im Internet. Dabei werden als Bewegtbild alle verfügbaren Video-Anwendungen bezeichnet. Neben YouTube spielen also auch Facebook Videos, Live-Fernsehen im Internet und Streaming-Angebote wie Netflix eine Rolle.
Während die Nutzung von YouTube und der sendereigenen Mediatheken im Vergleich zum Vorjahr zurückgeht, steigt die Zahl der Deutschen, die mindestens einmal pro Woche Video-Streamingdienste nutzen, von 12 % auf 23 %.
Vergleicht man diese Zahlen mit der durchschnittlichen täglichen Fernsehdauer der Deutschen, die aktuell nur minimal abnimmt, erkennt man schnell, dass sich das lineare Fernsehen noch keine Sorgen machen muss ersetzt zu werden.

(Screenshot der Website https://moviesanywhere.com/welcome)
Die Online Videolandschaft ist noch zu unübersichtlich
Einer der Gründe, weshalb internetbasierte Videoanwendungen es so schwer haben sich durchzusetzen, ist die Involvierung des Zuschauers. Traditionelles Fernsehen kann extrem passiv genutzt werden, die Programme spielen automatisch nacheinander ab und sprechen oft eine homogene Zielgruppe an. Im Internet hingegen muss nach jedem Format eine neue Auswahl getroffen werden. YouTube versucht mit seinem „Autoplay“-Feature, das nach jedem Video automatisch ein thematisch ähnliches abspielt, dagegen anzugehen eine ähnliche Qualität wie bei einem Sender ist aber noch lange nicht erreicht.
Dieser konstante Zwang zur aktiven Entscheidungsfindung wird noch dadurch verstärkt, dass die Videoplattformen sehr fragmentiert sind. Filme und Serien lassen sich über diverse Portale kaufen, leihen und streamen, doch alle Portale haben ein unterschiedliches Portfolio. Dadurch ist der Nutzer gezwungen, sich bei mehreren Portalen einzukaufen, wovon nicht unbedingt jedes mit all seinen Endgeräten kompatibel ist.
Dem gegenüber steht der Fernseher, der zwar PayTV empfangen kann, aber auch so ein breites Angebot an Unterhaltung bietet.
Um dieser Fragmentierung entgegenzuwirken, haben sich in den USA jetzt die großen Filmstudios zusammen geschlossen und den Service Movies Anywhere gelaunched.
Die Idee: Der Nutzer verbindet ohne jegliche Mehrkosten sein iTunes, Google und Amazon Konto mit dem Service und Movies Anywhere importiert alle gekauften Filme in eine, zentrale Bibliothek, die auf allen Endgeräten genutzt werden kann. Damit ist der Wechsel zwischen den Services nicht mehr beim Sehen notwendig und für den Einkauf der Inhalte kann der Nutzer die jeweiligen Sonderangebote der Tech-Unternehmen nutzen, ohne auf die Kompatibilität seiner Geräte achten zu müssen.
Zusammenfassung: Die Deutschen steigern ihre tägliche Nutzungsdauer des Internets. Trotzdem stagniert die Nutzung von Online Video-Anwendungen und der durchschnittliche traditionelle Fernsehkonsum leidet auch nicht darunter. Noch ist die Online Video-Landschaft mit seinen diversen Anbietern und ihren jeweiligen Einschränkungen in Nutzung und Portfolio zu komplex, um dem klassischen linearen Fernsehen Konkurrenz zu machen. Services wie Movies Anywhere könnten aber helfen, die Komplexität zu reduzieren und den Konkurrenzdruck wieder anzuheizen.
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